#4 Der große Bruch: Moderne und Funktionalismus

Shownotes

Die Moderne fegte wie ein Sturm über ihre Zeit und ließ keinen Stein auf dem anderen. Die jahrhundertelange Orientierung in die Vergangenheit fand mit den revolutionären Ideen von Louis H. Sullivan, Adolf Loos, den Wiener Werkstätten, dem Deutschen Werkbund und schließlich dem Bauhaus eine komplette Neuorientierung: auf einer pfeilgeraden Achse in die Zukunft!

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#4 Der große Bruch: Moderne und Funktionalismus

#4 Der große Bruch: 19.821 Zeichen

In der letzten Folge haben wir gehört, dass es tatsächlich eine recht neue Maxime ist, dass sich Dinge ständig ändern müssen – erst 150 Jahre alt ist diese Denkweise und eng verknüpft mit dem Kapitalismus. Diese Idee des Fortschritts, die uns auf einer pfeilgeraden Achse in die Zukunft katapultiert, ist eine Idee der Moderne! Und wir haben auch gehört, dass diese Denkweise unserer Profession, dem Design, quasi in die Wiege gelegt ist, unsere Angewohnheit, alles verändern, neu machen, neu denken zu wollen. Immer, wenn Designer: innen Hand anlegen, weht der „Wind of Change“, ist Veränderung und Transformation angesagt. Früher, als ich in in der Beratung bei Deutschlands größter Corporate Identity-Agentur MetaDesign gearbeitet habe, haben wir zu Beginn eines neuen Projekts unsere Auftraggeber:innen immer danach gefragt, wie weit sie bereit sind zu springen und immer zwei Entwurfsrichtungen gemacht: Eine Evolution. Und eine Revolution.

In der letzten Folge haben wir gehört, dass es tatsächlich eine recht neue Maxime ist, dass sich Dinge ständig ändern müssen – erst 150 Jahre alt ist diese Denkweise und eng verknüpft mit dem Kapitalismus. Diese Idee des Fortschritts, die uns auf einer pfeilgeraden Achse in die Zukunft katapultiert, ist eine Idee der Moderne! Und wir haben auch gehört, dass diese Denkweise unserer Profession, dem Design, quasi in die Wiege gelegt ist, unsere Angewohnheit, alles verändern, neu machen, neu denken zu wollen. Immer, wenn Designer: Das, um was es in dieser Folge gehen soll, ist nicht mehr und nicht weniger als eine echte Revolution. Auf dem Zeitstrahl bewegen wir uns dabei ziemlich genau zwischen der Jahrhundertwende bis in die frühen 1930er Jahre. Die Rede ist von nicht weniger als einem radikalen Bruch in der Zeit! Die Rede ist von der „Moderne“.

In der letzten Folge haben wir gehört, dass es tatsächlich eine recht neue Maxime ist, dass sich Dinge ständig ändern müssen – erst 150 Jahre alt ist diese Denkweise und eng verknüpft mit dem Kapitalismus. Diese Idee des Fortschritts, die uns auf einer pfeilgeraden Achse in die Zukunft katapultiert, ist eine Idee der Moderne! Und wir haben auch gehört, dass diese Denkweise unserer Profession, dem Design, quasi in die Wiege gelegt ist, unsere Angewohnheit, alles verändern, neu machen, neu denken zu wollen. Immer, wenn Designer: 4.1. Die Ruhe vor dem Sturm – und der Sturm

Um zu verstehen, wie radikal der Umbruch der Moderne wirklich war, lass uns nochmal vor Augen führen wie sich die Zeit zuvor angefühlt hat. Der Zukunftsforscher Matthias Horx schreibt dazu in seinem Buch „15 1/2 Regeln für die Zukunft“:

Um zu verstehen, wie radikal der Umbruch der Moderne wirklich war, lass uns nochmal vor Augen führen wie sich die Zeit zuvor angefühlt hat. Der Zukunftsforscher Matthias Horx schreibt dazu in seinem Buch „15 1/2 Regeln für die Zukunft“: „Millionen Jahre lang lebten unsere Vorfahren in zyklischen Zeitbildern. Das neue war das alte, und die Welt veränderte sich in ihrem Kern nicht. Jäger und Sammler lebten im Zyklus der Jahreszeiten und zogen entlang der Nahrungsressourcen durch die Ebenen, Savannen und Wälder. Generation um Generation lebte, um die (…) kulturellen und generativen Traditionen, aufrecht zu erhalten (…).

Um zu verstehen, wie radikal der Umbruch der Moderne wirklich war, lass uns nochmal vor Augen führen wie sich die Zeit zuvor angefühlt hat. Der Zukunftsforscher Matthias Horx schreibt dazu in seinem Buch „15 1/2 Regeln für die Zukunft“: In den komplexeren Gesellschaften entstand dann zum ersten Mal eine separate Vorstellung von Zukunft. Der Monotheismus hat auf diese Weise die Zeit geteilt – in ein „Vorher“ und ein „Nachher“. Bis heute prägt diese Vorstellung unsere Zeit- und Zukunftsvorstellungen, auch wenn wir nicht mehr an ein glorreiches Jenseits, ein Paradies oder einen Himmel glauben. Die Vorstellung der Zukunft als das „ganz andere“ hält sich hartnäckig in unseren Weltbildern. Aus diesen Trennungen entstanden auch die linearen Utopien des Fortschritts, wie sie vor allem das 20. Jahrhundert prägten.“

Um zu verstehen, wie radikal der Umbruch der Moderne wirklich war, lass uns nochmal vor Augen führen wie sich die Zeit zuvor angefühlt hat. Der Zukunftsforscher Matthias Horx schreibt dazu in seinem Buch „15 1/2 Regeln für die Zukunft“: Viele Jahrhunderte lang war die Vorstellung der Menschen die einer langsam vor sich hinströmenden Zeit, in Zyklen, sich immer wiederholenden Mustern. Die Dinge sollten ihre Ordnung und Beständigkeit haben, das war die wichtigste Maxime. Das Wissen wurde von einer Generation an die nächste weitergegeben – so wie ich es dir von den Peglows erzählt habe, die jahrhundertelang in Hinterpommern als Bauern und Handwerker gearbeitet hatten. Wenn man eine schwierige Aufgabe zu meistern hatte, schaute man in die Vergangenheit – wie hatten es die Altvorderen gemacht?

Die Umbruchszeit der industriellen Revolution verstärkte diesen Reflex anfangs sogar noch. In der Architektur- und Kunstgeschichte nennt man dieses Zeitspanne „Historismus“ – sozusagen die Überbetonung der Vergangenheit: Vor allem in der Architektur wurden Rückgriffe auf Bekanntes getätigt. Während also in anderen Bereichen die Innovation in Fertigung und Formensprache voranging, ahmte man beim Bau von Kirchen, Bibliotheken und anderen öffentlichen Gebäuden im 19. Jahrhundert historische Kulturepochen nach. Diese merkwürdige Parallelität der Ereignisse musst du dir mal ganz bildhaft vorstellen: In der gleichen Zeit, als in Berlin schon die Schlote der Dampflok rauchten und die Stadt elektrifiziert wurde, baute man Kirchen, die aussahen, als stammten sie aus dem Mittelalter! Auch kam es durchaus vor, dass ein Gebäude, das mit einer Säulenkonstruktion aus gusseisernen Säulen auf dem technischen Stand der Zeit gebaut wurde, in der Formensprache korinthische Kapitelle und gotisches Kreuzrippengewölbe nachahmte, wie der Lesesaal der Bibliothèque Nationale in Paris, 1861 – 69 von Henri Labrouste gebaut (gleich mal in der Google Bildsuche ansehen).

Genauso wie die vielen Kirchen, die während der Stadterweiterung der Boom Town Berlin um die Jahrhundertwende gebaut wurden. Eine davon steht genau in dem Viertel, in dem mein Urgroßvater Oskar (den ich dir in der letzten Folge vorgestellt habe) damals gelandet war: die Kirche am Südstern in Kreuzberg. Eine riesige, überdimensionierte Kirche, die auf einer Verkehrsinsel auf der vierspurigen, von Platanen gesäumten Gneisenaustraße thront – vom Verkehr umbraust, ihr mächtiges Sandsteinmauerwerk von der Zeit geschwärzt. Mit ihren Spitzbögen und rosettenförmigen Fenstern sieht sie aus, als stamme sie aus dem Mittelalter, als wäre sie so alt wie die Stadt Berlin selbst: so ungefähr 800 Jahre. In Wirklichkeit ist die Kirche aber viel jünger, nur drei Jahre vor Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurde sie fertiggestellt und von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau Auguste Viktoria eingeweiht – 1897, zwanzig Jahre, nachdem Oskar als 19-Jähriger in die Stadt gekommen war. Da war Deutschland noch Kaiserreich! So hat man damals gebaut: neogotisch, neoromanisch, neoklassizistisch.

Heute kommt uns das kitschig oder merkwürdig vor: Dass die Architektur eine lange, lange Zeit die Baustile vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende, die ewig gültigen Gesetze der Vergangenheit, reproduziert hat. Die Einweihung der Kirche am Südstern passierte jedenfalls in einer Zeit, die sich als die Ruhe vor einem heraufziehenden Sturm herausstellen sollte – der Jahrhunderte währende Kreislauf, der immer aus der Vergangenheit geschöpft hatte, sollte bald komplett durchbrochen werden.

Ein Jahr vorher, 1896, hatte der amerikanische Architekt Louis H. Sullivan, der gerade dabei war, die ersten Wolkenkratzer in Chicago zu bauen, in einem Aufsatz einen folgenreichen Satz geschrieben: Form follows function.

Ein Jahr vorher, 1896, hatte der amerikanische Architekt Louis H. Sullivan, der gerade dabei war, die ersten Wolkenkratzer in Chicago zu bauen, in einem Aufsatz einen folgenreichen Satz geschrieben: Dreizehn Jahre nach der Kirche am Südstern, 1910, würde Adolf Loos mit seinem Vortrag „Ornament und Verbrechen“ alles alte Zierrat aus den Gehirnwindungen seiner Zeit verbannen. Im Jahr darauf, 1911, würde Frederick Winslow Taylor mit seinem Werk „The principles of scientific management“ den Weg für die 2. Phase der industriellen Massenproduktion ebnen. Drei Jahre später, 1918, würde der Erste Weltkrieg über Europa hinwegfegen; und nur ein Jahr nach Kriegsende, 1919, würde sich das Bauhaus mit seiner Galionsfigur Walter Gropius aufmachen, mit seiner Technik- und Industriebegeisterung und der Idee, Kunst und Technologie zu verbinden, die radikale Moderne einzuläuten.

Wenn du dir die großen Zeitläufe betrachtest, kannst du die riesige Zäsur, die dabei vollzogen wurde, die mächtigen Kräfte, die dabei in einem unvorstellbaren Kraftakt umgeleitet wurden, in ihrem Ausmaß erahnen: aus einem Kreislauf eine lineare, pfeilschnell in die Zukunft rasende Zeitachse zu machen. Alle Verbindung und die tief in die Vergangenheit reichenden Wurzeln herauszureißen. Und die große Richtung einer ganzen Kultur um einhundertachtzig Grad auf eine vorwärtsgewandte Zukunft einzunorden.

4.2. Eine neue Bewegung: Der Funktionalismus

Im Wesen von Umbruchszeiten liegt es, dass diese Veränderungen auf ganz vielen Ebenen gleichzeitig passieren, dass sie miteinander korrelieren, sich beeinflussen und gegenseitig verstärken. Der Riss ging sozusagen durch mehrere Gesteinsschichten und war so tief, dass danach kein Stein mehr auf dem anderen stand. Eine Ebene, durch die der Riss sich zog, war die technologisch-wirtschaftliche: der Übergang zu industriellen Produktionsweisen, Massenproduktion, Kapitalismus und Konsum. Auch auf architektonisch-stadtplanerischer Ebene gab es große Veränderungen in der Stadtstruktur, was sich wiederum auswirkte auf die Bevölkerung und ihr Leben. Aber vor allem politisch und gesellschaftlich ereigneten sich in dieser Zeit große Brüche: Beispielsweise brachten die Jahre nach dem 1. Weltkrieg (du weißt sicher wann der war: 1914 - 1918) in einigen Ländern eine kommunistische Revolution, z.B. in Russland, die Abschaffung der Monarchie oder zumindest einen Bedeutungsverlust des Adels und seiner Privilegien. In Deutschland wurde aus dem Kaiserreich die Weimarer Republik, erstmals mit einem gewählten Parlament! Die Arbeiterschaft organisierte sich in Parteien und Gewerkschaften. Die industrielle Revolution hatte jedoch auch eine neue, selbstbewusste bürgerliche Mittelschicht hervorgebracht. Diese neuen gesellschaftlichen Schichten hatten das Bedürfnis, den alten, muffigen „Pomp“, das reiche Dekor und die üppige Ornamentik des Adels und Hochadels, die lange stilistisch als Vorbild gedient hatten und vor allem auf Repräsentanz, Macht- und Statusdemonstration abzielten, loszuwerden. Im Design hielt man es für eine gute Idee und einen idealistischen, politischen Auftrag, gute, moderne Produkte, die richtige Auffassung von Gestaltung einer breiteren Gesellschaftsschicht zugänglich zu machen. Der österreichische Architekt Adolf Loos, den ich dir gleich etwas ausführlicher vorstellen werde, sagte dazu: „Der moderne geist ist ein sozialer geist, moderne gegenstände sind nicht nur für eine oberschicht da, sondern für jeden.“ Ein echter Kahlschlag! So vieles, was der Zeitgeist abschütteln, hinter sich lassen, mit dem er brechen wollte!

Aus dieser komplexen Gemengelage ging eine bedeutende Maxime hervor: Der Funktionalismus, zusammengefasst in einer kurzen, prägnanten Formel: Form follows function. Dies sollte über viele Jahrzehnte, bis in die 1970er Jahre, eine Richtschnur für Gestalter:innen werden, vom Deutschen Werkbund über das Bauhaus bis zur Hochschule für Gestaltung Ulm. Ja, ich hatte gerade den gleichen Gedanken: Es ist mal wieder Zeit für ein bisschen Namedropping (im Detail bitte die einzelnen Protagonisten und Bewegungen auf Wikipedia nachlesen). Wir fassen jetzt die Wegbereiter dieser völlig neuen Denkweise der Moderne und Designleitlinie des Funktionalismus in einem Rundumschlag zusammen.

Als erstes schauen wir nach Chicago. Dort waren Louis H. Sullivan und seine Kumpels von der Chicagoer Schule Burnham, Cooldige, Le Baron Jenney, Hollabird, Frank Lloyd Wright und andere (ja, richtig, alles Männer. Eine Frau habe ich in dieser Runde beim besten Willen nicht finden können) damit beschäftigt, die Stadt nach einem Brand im Jahre 1871 völlig neu zu planen und aufzubauen. Wegen der steigenden Grundstückspreise entstanden zu dieser Zeit schon die Skyscraper, die sich in den Stadtzentren vielgeschossig in den Himmel erhoben. Die Bauästhetik wurde dabei vor allem durch die Konstruktion bedingt: Streng vertikal und horizontal gegliederte Stahlskelettkonstruktionen (Google hierzu mal das Pierei & Scott-Warenhaus in Chicago, 1894 – 1904 erbaut). Somit wurde die Architektur, insbesondere die Schule von Chicago, ein wichtiger Treiber des Funktionalismus, der sich auch auf Design und die Moderne insgesamt auswirkte. Hier ein Auszug aus Louis H. Sullivans berühmtem Aufsatz:

„Es ist das Gesetz aller organischen und anorganischen, aller physischen und metaphysischen, aller menschlichen und übermenschlichen Dinge, aller echten Manifestationen des Kopfes, des Herzens und der Seele, dass das Leben in seinem Ausdruck erkennbar ist, dass die Form immer der Funktion folgt.“ – kurz gesagt: Form follows function.

„Es ist das Gesetz aller organischen und anorganischen, aller physischen und metaphysischen, aller menschlichen und übermenschlichen Dinge, aller echten Manifestationen des Kopfes, des Herzens und der Seele, dass das Leben in seinem Ausdruck erkennbar ist, dass die Form immer der Funktion folgt.“ – kurz gesagt: Die „Wiener Werkstätten“ ließen sich von diesem Impuls stark beeinflussen. Sie waren eine Art Spin-Off der ebenfalls bekannten Wiener „Secession“ und wurden 1903 von Koloman Moser und Josef Hoffmann gegründet (gleich mal den Wikipedia Eintrag lesen, und google dazu Mosers „Armstuhl für die Haupthalle des Purkendorfer Sanatoriums von 1902). In ihrem Manifest schreiben sie „Wir gehen vom Zweck aus, die Gebrauchsfähigkeit ist uns erste Bedingung, unsere Stärke soll in guten Verhältnissen und guter Materialbehandlung bestehen.“

Ein weiterer Herrenclub, der sich anders als die englische Arts & Craft-Bewegung voll auf die Industrialisierung einließ, war der Deutsche Werkbund, gegründet 1907 als eine Art interdisziplinäres Lab von Unternehmern, Architekten, Künstlern und Kunsthandwerkern. Namedropping, nur, damit du die Namen mal gehört hast: Peter Behrens, Hermann Muthesius, Henry van de Velde, Joseph Olbrich. Selbstverständlich gab es in diesem Rudel konträre Positionen, die sich vor allem auf die Rolle der Kunst in der Gestaltung bezogen. Uns geht es hier jetzt jedoch um den Funktionalismus, und da möchte ich eine – im wahrsten Wortsinn – Lichtgestalt aus diesem Club besonders hervorheben: Peter Behrens. Er wurde mit seiner interdisziplinären Arbeit als Architekt, Grafikdesigner, Industriedesigner für die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG) 1907 – 1914 zu einer Art Prototyp des modernen, ganzheitlichen Designers. Er sagte über seine Auffassung von Design: „Es gilt, Verzicht auf die Kopie handwerklicher Arbeit, historischer Stilformen und anderer Materialien zu leisten.“ Und weiter: „Gerade bei der Elektrotechnik handelt es sich nicht darum, die Formen durch verzierende Zutaten äußerlich zu verschleiern, sondern, weil ihr ein vollkommen neues Wesen innewohnt, die Formen zu finden, die ihren neuen Charakter treffen.“

Ein weiterer Herrenclub, der sich anders als die englische Arts & Craft-Bewegung voll auf die Industrialisierung einließ, war der Deutsche Werkbund, gegründet 1907 als eine Art interdisziplinäres Lab von Unternehmern, Architekten, Künstlern und Kunsthandwerkern. Namedropping, nur, damit du die Namen mal gehört hast: Schau dir in Google mal das alte Markenzeichen von AEG, die Plakate und das Turbinenwerk in Berlin Wedding an.

Ein anderer Protagonist der Moderne taucht an dieser Stelle übrigens auch erstmals auf, jedoch vorerst in einer Nebenrolle: Walter Gropius, der 1919 das Bauhaus gründen sollte. Er arbeitete als junger Mann in Behrens’ Büro – heute würde man sagen, als eine Art Praktikant.

Ein weiterer Protagonist, der wortgewaltig und lautstark mit der Vergangenheit aufräumen und alte Zöpfe abschneiden wollte, war der österreichische Architekt Adolf Loos (Google mal sein Café-Museum in Wien von 1899 – mit solchen Bauten wurde er ein Vordenker des Funktionalismus). Er ließ übrigens keine Gelegenheit aus, über die Wiener Werkstätten herzuziehen. In seinem Vortrag „Ornament und Verbrechen“ argumentierte er 1910, dass Funktionalität und Abwesenheit von Ornamenten ein Zeichen hoher Kulturentwicklung und sozialen Fortschritts seien. Ornamentale Verzierungen oder andere besondere künstlerische Gestaltungsversuche an einem Gebrauchsgegenstand seien eine ebenso unangemessene wie überflüssige Arbeit. Ich zitiere:

Ein weiterer Protagonist, der wortgewaltig und lautstark mit der Vergangenheit aufräumen und alte Zöpfe abschneiden wollte, war der österreichische Architekt Adolf Loos (Google mal sein Café-Museum in Wien von 1899 – mit solchen Bauten wurde er ein Vordenker des Funktionalismus). Er ließ übrigens keine Gelegenheit aus, über die Wiener Werkstätten herzuziehen. In seinem Vortrag „Ornament und Verbrechen“ argumentierte er 1910, dass Funktionalität und Abwesenheit von Ornamenten ein Zeichen hoher Kulturentwicklung und sozialen Fortschritts seien. Ornamentale Verzierungen oder andere besondere künstlerische Gestaltungsversuche an einem Gebrauchsgegenstand seien eine ebenso unangemessene wie überflüssige Arbeit. Ich zitiere: „Ornament ist vergeudete Arbeitskraft und dadurch vergeudete Gesundheit. Heute bedeutet es auch vergeudetes Material und beides bedeutet vergeudetes Kapital. Der moderne Mensch, der Mensch mit den modernen Nerven, braucht das Ornament nicht, er verabscheut es.“

4.3. Das Bauhaus: Funktionalismus, sozialer Auftrag und formale Reduktion

Eine die Designgeschichte fast schon überschattende Größe ist das Bauhaus, v.a., was den Funktionalismus angeht, die Bauhaus-Ära nach dem Umzug von Weimar nach Dessau. Erst in Dessau lösten sich die alten Werkstattstrukturen auf und es gab eine echte Annäherung an die Industrialisierung und ein echtes Bekenntnis zum Funktionalismus. In dieser Zeit entwickelte das Bauhaus eine elementare und funktionale Formensprache, die in der Reduktion auf die Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck bestand. In dieser radikalen Reduktion der Form und Konzentration und Betonung der industriellen Herstellungsarten findet der Bruch der Moderne, dem wir hier schon die ganze Zeit nachspüren, seinen absoluten Höhepunkt. Alle Form, die aus handwerklichen Herstellungsarten vorgegeben war, wich nun einer radikal reduzierten und industriellen Machart, wobei die soziale Komponente auch immer eine ideologische Rolle im Entwurf spielte: immer ging es auch darum, eine klassenlose, ästhetische Alltagskultur für die Masse zu schaffen. Hier drei Beispiele, die du parallel googlen kannst, bei denen jeweils einer der drei Aspekte oder eine Kombination im Vordergrund stehen:

Eine die Designgeschichte fast schon überschattende Größe ist das Bauhaus, v.a., was den Funktionalismus angeht, die Bauhaus-Ära nach dem Umzug von Weimar nach Dessau. Erst in Dessau lösten sich die alten Werkstattstrukturen auf und es gab eine echte Annäherung an die Industrialisierung und ein echtes Bekenntnis zum Funktionalismus. In dieser Zeit entwickelte das Bauhaus eine elementare und funktionale Formensprache, die in der Reduktion auf die Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck bestand. In dieser radikalen Reduktion der Form und Konzentration und Betonung der industriellen Herstellungsarten findet der Bruch der Moderne, dem wir hier schon die ganze Zeit nachspüren, seinen absoluten Höhepunkt. Alle Form, die aus handwerklichen Herstellungsarten vorgegeben war, wich nun einer radikal reduzierten und industriellen Machart, wobei die soziale Komponente auch immer eine ideologische Rolle im Entwurf spielte: Industrieller Funktionalismus

Eine die Designgeschichte fast schon überschattende Größe ist das Bauhaus, v.a., was den Funktionalismus angeht, die Bauhaus-Ära nach dem Umzug von Weimar nach Dessau. Erst in Dessau lösten sich die alten Werkstattstrukturen auf und es gab eine echte Annäherung an die Industrialisierung und ein echtes Bekenntnis zum Funktionalismus. In dieser Zeit entwickelte das Bauhaus eine elementare und funktionale Formensprache, die in der Reduktion auf die Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck bestand. In dieser radikalen Reduktion der Form und Konzentration und Betonung der industriellen Herstellungsarten findet der Bruch der Moderne, dem wir hier schon die ganze Zeit nachspüren, seinen absoluten Höhepunkt. Alle Form, die aus handwerklichen Herstellungsarten vorgegeben war, wich nun einer radikal reduzierten und industriellen Machart, wobei die soziale Komponente auch immer eine ideologische Rolle im Entwurf spielte: Sozialer Auftrag

Formale Reduktion:

Tischlampe von Carl Jacob Jucker und Wilhelm Wagenfeld von 1923/24. Hierin kommen beide Facetten zum Ausdruck: die streng aus geometrischen Grundfiguren konstruierte Form, sowie die Idee, das Stromkabel durch den gläsernen Fuß der Lampe zu führen – und somit die technische Innovation, nämlich die Elektrizität, sichtbar zu machen und zu inszenieren.

Tischlampe von Carl Jacob Jucker und Wilhelm Wagenfeld von 1923/24. Hierin kommen beide Facetten zum Ausdruck: Die Entwürfe gewebter Stoffmuster von Anni Albers von 1930. Hier wird der Anspruch des Bauhaus sichtbar, die Ästhetik der Alltagskultur für den Massenmarkt und somit für alle Gesellschaftsschichten zugänglich zu machen, also sowohl einem industriellen, als auch einem sozial-politischen Auftrag nachzukommen.

Das universale Alphabet von Herbert Bayer, 1925. Hier hat Herbert Bayer getreu dem Loosschen Gedanken „Ornament und Verbrechen“ die Schrift quasi von sämtlichen ihrer Wurzeln abgeschnitten und rein aus geometrischen Formen und somit technisch rekonstruiert: keine Schwünge der mit Bandzugfeder von Mönchen geschriebenen karolingischen Minuskel sind mehr erkennbar, keine aus derselben Quelle stammenden Serifen, keinerlei auf den handgeschriebenen oder handwerklichen Ursprung von Schrift verweisende Form.

Das war jetzt ganz schön viel Information auf einmal. Aber keine Sorge: Dein Blick ist geschärft. Und mit diesem neuen Blick auf die Welt wenden wir uns der Rechercheaufgabe zu.

4.4. Rechercheaufgabe: Finde den „großen Bruch“ in der Form von Alltagsgegenständen

Dieser radikale Bruch der Form, diese neue Maxime der industriellen Herstellungsweisen, der sozial-politische Auftrag einer ästhetischen Massenkultur, diese kollektive Entscheidung, alles Alte zurückzulassen und abzuwerfen, ist in vielen Alltagsgegenständen erkennbar und spürbar. Die Moderne und der Funktionalismus hatten sich als Auftrag auf die Fahnen geschrieben, alle alten, ornamenthaften und zum Teil handwerklichen Spuren aus dem Entwurf zu tilgen und nach einem neuen Ausdruck zu suchen: der radikalen Moderne.

Dieser radikale Bruch der Form, diese neue Maxime der industriellen Herstellungsweisen, der sozial-politische Auftrag einer ästhetischen Massenkultur, diese kollektive Entscheidung, alles Alte zurückzulassen und abzuwerfen, ist in vielen Alltagsgegenständen erkennbar und spürbar. Die Moderne und der Funktionalismus hatten sich als Auftrag auf die Fahnen geschrieben, alle alten, ornamenthaften und zum Teil handwerklichen Spuren aus dem Entwurf zu tilgen und nach einem neuen Ausdruck zu suchen: Recherchiert nun nach historischen Alltagsgegenständen der Jahrhundertwende bis in die frühen 1930er Jahre ODER seht Euch im zeitgenössische Design von Alltagsgegenständen um. Betrachtet Geschirre, Gefäße, Teekannen und -service, Metalldosen und -karaffen, Keramik, Gläser, Bestecke, Schreibtischlampen, Kaffeekannen, Stühle, Möbel und Inneneinrichtung, Türklinken und Holzspielsachen oder vergleichbare Gegenstände, die uns bis heute im Alltag umgeben.

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen:

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Das Prinzip „Form follows function“

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Funktionalismus, Inszenierung der Funktion

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Überlegungen zur industriellen Fertigung und deren Einfluss auf die Form

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Inszenierung der industriellen Produktionsweise

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Sozialer Auftrag

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Ästhetische Massenproduktion

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Formale Reduktion auf geometrische Form

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Historische Stilformen

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Überlegungen zur ursprünglichen handwerklichen Fertigungsweise und deren Einfluss auf die Form

Recherchiert lieber eine Thematik tiefer, statt viele Themen nur flach. Analysiert Euer Beispiel nach den folgenden Kriterien, versucht sie in der Machart, in der Produktionsweise, in der Linienführung, in der Formensprache, im Material, in der Verarbeitung, in den Oberflächen, in der Anordnung, in der Silhouette, wiederzuerkennen: Gegenüberstellung der alten, handwerklich gefertigten Form und der neuen, industriell gefertigten Form

Idealerweise macht Ihr diese Recherche nicht nur in Google und am Bildschirm, sondern schaut Euch die Alltagsgegenstände in dem Kontext an, für den sie auch gestaltet wurden: in der echten Welt. Geht in die Bauhaus-Ausstellung der Neuen Sammlung in der Pinakothek der Moderne und werft auch einen Blick in die langen Glasvitrinen rechts vom Eingang, geht in ein großes Haushaltswarengeschäft oder Kaufhaus mit einer großen Haushaltswarenabteilung – oder in die Mensa der Hochschule. Macht viele Fotos und Skizzen und bringt reichhaltiges Material mit!

Idealerweise macht Ihr diese Recherche nicht nur in Google und am Bildschirm, sondern schaut Euch die Alltagsgegenstände in dem Kontext an, für den sie auch gestaltet wurden: Ich freue mich schon und bin sehr gespannt was Ihr herausfinden werdet!

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